„Welche Kennzahlen sind für meine Wahl des geeigneten Vermarktungsweges erforderlich? Welche Vermarktungsmodelle bieten sich für mich an? Wie kann ich erfolgreich und wirtschaftlich Preise kalkulieren?“ Diese und weitere Fragen beschäftigten Bio-Erzeuger und -Verarbeiter im deutsch-polnischen Workshop „Betriebswirtschaftliche Optimierung der Direktvermarktung“ bei Ebersbach in Ostsachsen am 20. November. Eingebettet war die Veranstaltung in das EU-Projekt „Ökologisch Handeln“. „Grenzüberschreitend Perspektiven vermitteln auch in Vermarktungsregionen außerhalb der Ballungsräume sehen wir als eine der Hauptaufgaben des Projektes an“ brachte die Projektmanagerin Inka Sachse von EkoConnect die Workshopziele auf den Punkt.
Der Referent und Berater Hubert Redelberger betonte im Workshop die Wichtigkeit der realistischen Einschätzung der Kosten, die bei der hofeigenen Verarbeitung und Vermarktung entstehen – vor allem bei der Bemessung der eigenen Arbeitszeit bzw. die der Familienangehörigen: „Beide Faktoren sollten keineswegs in ihre Bedeutung für den Erfolg bzw. den Aufbau rentabler Strukturen verkannt werden. Mit nur einem Produkt einen ganzen Tag auf dem Markt zu stehen ist nicht rentabel. Die Optionen der Kooperation in der Region sollten gründlich geprüft werden“, so Redelberger. Als ein hervorragendes Beispiel der Direktvermarktung präsentierte sich der Bio- Ziegenbetrieb Kozia Łąka” aus Lomnitz mit seinen preisgekrönten Produkten. „Wir können mehr verkaufen als wir Rohstoffe produzieren – daher suchen wir dringend Bio-Ziegenmilchlieferanten“, betonte die engagierte Betriebsleiterin Bozena Sokołowsca.
Sowohl für die regionale Vernetzung, als auch als Vermarktungsinstrument entsteht im Rahmen des Projektes „Ökologisch Handeln“ die zweisprachige Vermarktungsplattform „EkoHandel“, in der ökologische Erzeuger und Vermarkter ihr Profil, ihre Produkte und ihre geographischen Daten kostenfrei einstellen können. Daniel Stübner – Teilnehmer des Seminars – begrüßte das Unterfangen: „Ich finde diese Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung in der Region wesentlich effektiver als ein Einzelbetriebsauftritt im Web-Dschungel. Eingebettet in eine Plattform, die den Mehrwert der ökologischen Wirtschaftsweise den Nutzern und Verbrauchern nahe bringt, fühle ich mich gut repräsentiert.“ Auch die polnischen Akteure sprachen sich für die Initiierung einer solchen Plattform aus. Hier ist man allerdings aufgrund scharf ausgelegter behördlicher Auflagen allgemein vorsichtiger mit dem Begriff der „Direktvermarktung“.
Die hohe Resonanz auf das breite Themenspektrum, das „Ökologisch Handeln“ nach zwei Dritteln seiner Laufzeit bereits angesprochen hat, zeigt dessen Wirksamkeit in der Überwindung der sächsisch-polnischen Grenze. Spannend ist auch der Ausblick auf weitere Aktivitäten: Unter dem Fo- kus der fachlichen Vernetzung steht auch das nächste Arbeitstreffen zur Ziegen- und Schafhaltung auf dem Bio-Betrieb „Kowalowe Skaly“ bei Jelenia Góra am 29.11.2012. Mehr Informationen unter www.ekoconnect.org.
Das Projekt „Ökologisch Handeln“ führt von 2011-2013 mehr als 20 Veranstaltungen für polnische und sächsische Unternehmen, Multiplikatoren und angegliederte Organisationen der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft im gemeinsamen Grenzgebiet von Sachsen und Niederschlesien durch. Das Projekt wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und gemeinschaftlich vom Leadpartner EkoConnect – Internationales Zentrum für den ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas e.V., der – Vereinigung ökologischer Landbau e.V. und dem Selbstverwaltungszentrum Pogranicze in Luban getragen.