Erzgebirge/Annaberg-Buchholz: Passbilder für den Ausweis auf Papier haben ausgedient – Der prämierte Berufsfotograf Ben Pfeifer (Inhaber Fotostudio Lichtecht) erklärt was man jetzt wissen sollte wenn man einen neuen Ausweis oder Reisepass im Einwohnermeldeamt beantragen möchte. Für Bürger im Erzgebirgskreises herrscht im Moment noch viel Ungewissheit beim Thema E-Passbild
Handybilder werden nicht mehr akzeptiert, Passfoto-Apps, Automaten in Kaufhäusern fallen weg. Warum zertifizierte Fotostudios und Fotografen weiterhin der erste Anlaufpunkt bleiben und wo für die Ämter die Herausforderung liegt, erklärt der Fotograf aus dem Erzgebirge im Artikel.
Zertifizierte Fotografen übertragen das Passbild jetzt in eine sichere Cloud des Einwohnermeldeamtes – das funktioniert mittels QR-Code deutschlandweit in allen Ämtern
Fotograf Ben Pfeifer (40) betreibt in der Hauptstadt des Erzgebirges in Annaberg-Buchholz seit 2010 ein etabliertes Fotostudio welches über die Grenzen des Erzgebirges hinaus bekannt ist. Pfeifer wird auf Kundenwunsch mit seinen Kameras aber auch mal auf die Malediven, Seychellen oder nach Mauritius eingeflogen, um dort Hochzeitspaaren beim JA-Wort dauerhafte Erinnerungen zu liefern
Wenn er einmal nicht interkontinental unterwegs ist, entstehen in der Natur oder auch in seinem Annaberger Fotostudio „LICHTECHT“ neben Schwangerschafts-, Familien-, Neugeborenen- und Hochzeitsfotos auch die uns allen bekannten biometrischen Passfotos, die man für die Beantragung von Ausweisdokumenten benötigt. Ben Pfeifer hat in seiner beruflichen Laufbahn dafür schon zehntausende Menschen vor seiner Kamera gehabt. „Hier auf diesem Hocker saß gefühlt schon das ganze Erzgebirge für ein Passbild“ erklärt Pfeifer. Für Ihn geht im gewissen Maße auch eine Ära mit dem Passfoto auf Papier zu Ende, denn ein Passbild ist zum einem oft auch ein Türöffner zu Folgeaufträgen und zum andern gibt es schöne Gespräche, wenn die Passfoto-Kunden auf dem Studiohocker sitzen und die letzten Jahre reflektieren. Man braucht nur alle 10 Jahre so ein Bild, und die Kunden kommen aus dem ganzen Erzgebirgskreis regelmäßig wieder und erzählen Pfeifer dann was so in den letzen Jahren alles passiert ist. Eine Omi sagte kürzlich zu Ihm: „Sie machen die schönsten Passbilder, dewegen bin ich auch dieses mal nach 10 Jahren wieder bei Ihnen. Es werden wohl meine letzten Passfotos sein.“
Was ändert sich beim biometrischen Passfoto?
- Digitale Übermittlung: Passbilder dürfen nicht mehr in Papierform eingereicht werden. Stattdessen müssen sie vom Fotografen digital direkt an die zuständige Behörde übermittelt werden.
- QR-Code für Bürger: Nach der Aufnahme des Passbildes erhalten Bürger vom Fotografen einen QR-Code, mit dem die Behörde das Bild aus einer Hochsicherheitscloud abrufen kann.
- Gültigkeit: Das digitale Passbild bleibt bis zu sechs Monate gültig und kann in diesem Zeitraum für verschiedene Dokumente verwendet werden.
Übertragen werden die Bilder aus Pfeifers Fotostudio in eine sichere Cloud – Der Kunde bekommt einen QR-Code und geht damit zum Meldeamt. Das Bild ist dann dort abrufbar.
Nun beginnt für Ben Pfeifer eine neue Ära, wie bei all seinen Berufsfotografen-Kollegen, die die Zulassung erhalten haben; ab sofort übermitteln nur noch zertifizierte Fotostudios und Fotografen das neue E-Passbild direkt in eine Art Hochsicherheitscloud welche unter Prüfung der Bundesregierung steht. Dafür ist das BMI (Bundesministerium des Inneren) und das BSI (Bundesministerium für Sicherheit in der Informationstechnik) zuständig.
Der Fotograf händigt dem Kunden dann nur noch einen QR-Code aus und mit diesem geht man dann zum Amt. Die Meldebehörde ruft das Passbild aus einer Cloud ab, das funktioniert in jedem Amt und ein Bild was Pfeifer aufnimmt ist nicht ortsgebunden. „Das ist auch für die Ämter eine absolute Erleichterung. Kein Einscannen mehr.“ so Pfeifer. Möglich macht dies RINGFOTO, sozusagen der Dachverband der Fotografen und des Fotohandels. Unter dem Namen „Alfo.Passbild“ steht ein Verzeichnis von über 3000 zugelassenen Fotostudios für Endkunden bereit.
DIE WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN ZUM DIGITALEN E-PASSBILD VOM PROFI-FOTOGRAFEN
Warum ein digitales Passbild? Das Passbild soll manipulations- und fälschungssicher werden, sogenanntes Morphing damit nicht mehr möglich sein. Daher müssen sich Berufsfotografen speziell zertifizieren lassen. Heißt: Nicht mehr jeder kann einfach so ein Passbild machen. Der Bürger darf das Bild aus diesem Grund nicht mehr in die Hand bekommen.
Was genau ist ein digitales Passbild? Ein digitales Passfoto ist die zeitgemäßere Variante eines klassischen Passbildes. Es wird nicht auf Papier gedruckt, sondern digital bereitgestellt. Solche Fotos sind speziell für behördliche Dokumente wie Reisepässe, Personalausweise oder bald auch Führerscheine optimiert und erfüllen alle biometrischen Vorgaben.
Ist die Übermittlung meiner Passfotos sicher? Ja, es gibt eine sichere und verschlüsselte Verbindung für die Übermittlung der Fotos in die Cloud und von dort zum Amt. Das verschlüsselte Foto kann nur mit dem QR-Code und der Software beim Amt entschlüsselt werden. (gemäß BSI TR-03170)
Wie lange dauert es, bis meine Passfotos beim Amt sind? Dank dieses cloudbasierten E-Passfoto-Verfahrens werden die Fotos sofort und sicher an die Cloud übermittelt und können umgehend vom Amt abgerufen werden. Es gibt keine Verzögerungen. Das Bild ist beim Verlassen des Fotostudios bereits beim Amt. Der Bürger hat einen QR-Code, der übrigens in jedem Meldeamt, jeder Ausländerbehörde deutschlandweit funktioniert.
Wo kann ich zukünftig Passfotos anfertigen lassen? Biometrische Passbilder in digitaler Form kann man künftig wie gewohnt weiterhin im zertifizierten Fotostudio anfertigen lassen. Eine Übersicht der teilnehmenden Fotografinnen und Fotografen gibt es auf dieser Webseite von Alfo-Passbild. Bilder aus den bekannten Fotokabinen außerhalb der Ämter – üblicherweise stehen sie an Bahnhöfen oder in Einkaufsmärkten – sind nicht mehr zulässig. Eigene Bilder mit dem Handy zu machen und an die Behörde zu schicken, wird ebenfalls nicht mehr erlaubt sein, dafür gab es bisher Apps.
Was hat es mit den Fototerminals in den Bürgerbüros und Stadtverwaltungen auf sich? Behörden können ein Aufnahmesystem von der Bundesdruckerei kostenlos erhalten. Laut der Bundesdruckerei soll es sie als Steh- und Tischgeräte geben, auch mit einem speziellen „Handy“ können die Verwaltungsmitarbeiter Passbilder machen. Alternativ können die Behörden Geräte privater Anbieter verwenden.
Sind Ämter jetzt auch Fotostudios? Nein! Manche Kommunen wollten mit Rücksicht auf die lokalen Fotografen ganz auf die Geräte verzichten und werden bewusst nicht in Konkurrenz mit den örtlichen Studios treten. Viele Bürgermeister vertreten den Standpunkt: „Schuster bleib bei Deinen Leisten“. Es gibt für den Bürger in vielen Ämtern die Möglichkeit sich schnell vom Verwaltungsmitarbeiter knipsen zu lassen, auf der anderen Seite gibt es auch weiterhin viele Menschen die trotzdem ein „schönes Passbild“ im Ausweis haben möchten und diese sind beim Fotografen einfach besser aufgehoben. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie sein Passbild aussehen soll und ob man den Automaten oder doch lieber den erfahrenen Profi bevorzugt, der auf Details wie Doppelkinn, Kleidung usw. achtet.
Was sollen die Passbilder zukünftig kosten? Beim Berufsfotografen wird die Erstellung schätzungsweise um die 20-25,- € kosten. Hierfür wird auf Kleidung, Haare, eine vorteilhafte Ausleuchtung geachtet und auch die Atmosphäre ist eine ganz andere. Zudem stärkt es die lokale Wirtschaft, das Geld bleibt in der Gegend. Im Automaten des Amtes werden die Bilder mindestens 6,- € kosten, davon haben die Ämter nichts, das Geld wandert nach Berlin an die Bundesdruckerei. Zudem entgehen den Gemeinden dadurch zusätzlich Einnahmen durch Gewerbesteuer.
Welche Herausforderungen könnten die Ämter in Deutschland mit den freiwillig nutzbaren Fotoautomaten sehen? Die Ämter freuen sich natürlich fortan digitaler zu werden heißt es in einem Artikel zum E-Passbild in Sachsens größter Tageszeitung, der Freien Presse. Jedoch seien die Mitarbeiter dort keine Fotografen sondern Verwaltungsprofis. Umgang mit Kleinkindern die nicht wollen, behinderten Menschen oder auch Hausbesuche für pflegebedürftige Menschen können Ämter natürlich nicht vereinbaren und müssen dann ohnehin an die Fotografen verweisen.
Ist das Automatenfoto im Amt nun Pflicht oder nicht? Nein – Der Automat in der Behörde ist lediglich ein zusätzlicher Service der gemeinden für den Bürger und nimmt auch Fingerabdrücke und Unterschriften ab. Jeder kann weiterhin in ein Fotostudio gehen – sicher ist hier auch die Qualität um einiges besser.
„Meldeamt Mitarbeiter sind Verwaltungsprofis
und keine Fotografen – ein Bild vom Profi wird
auch zukünftig die bessere Wahl bleiben; schließlich
ist das Bild 10 Jahre auf dem Ausweis“
Ben Pfeifer, bpp certified photographer
FAZIT: Dem Bürger ist es freigestellt ob er nun ein Automatenfoto auf dem Amt macht oder doch weiterhin einem erfahrenen Profi wie Ben Pfeifer vertraut, der viel Geld in neue Technik, Software und Weiterbildung investieren musste und sich mehr Zeit für ein schönes Passfoto nimmt und eben kein Doppelkinn haben möchte. Für Bürger ändert sich gar nicht so viel, außer die Art, wie das Passbild in den Computer des Sachbearbeiters des Einwohnermeldeamtes kommt.
Wie die Tagesschau berichtet, sagt Nancy Faeser (SPD) bei der Vorstellung der neuen Technik in den Ämtern in Dessau-Roßlau. “Das ist ein echter Fortschritt”
Termine im Fotostudio Lichtecht erhalten Sie unter Telefon 03733-288128