Nürnberg (enmg) – Die Situation am Ausbildungsmarkt stellt sich grundsätzlich positiv dar. Allerdings konnte die gute Entwicklung der Vorjahre nicht in allen Punkten fortgeschrieben werden. Die Zahl der Jugendlichen, die für das bereits begonnene Ausbildungsjahr noch eine Ausbildungsstelle suchen, fällt relativ klein aus, ist aber größer als im Vorjahr. Auch die Anzahl der noch unbesetzten Berufsausbildungsstellen liegt über dem Vorjahresniveau und übersteigt die Zahl der unversorgten Bewerber.
Entsprechend fiel die Bilanz des BA-Vorstands Raimund Becker aus: “Die Situation am Ausbildungsmarkt 2011/2012 war alles in allem positiv. Insbesondere zwei Faktoren haben dazu beigetragen: Die gute wirtschaftliche Lage im vergangenen Jahr und die Bemühungen der Betriebe, sich die eigenen Fachkräfte zu sichern. Die Herausforderung, Jugendliche und Betriebe regional, berufsfachlich und qualifikatorisch zusammenzubringen, ist größer geworden.”
Von Oktober 2011 bis September 2012 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung insgesamt 517.100 Ausbildungsstellen gemeldet, annähernd so viele wie im Vorjahr (-2.500 oder -0,5 Prozent). Der Anstieg geht allein auf ein Plus bei den betrieblichen Berufsausbildungsstellen zurück (+9.700 oder +2,1 Prozent auf 478.600). Zu diesem Anstieg beigetragen haben die stabile konjunkturelle Lage und das Interesse der Betriebe, sich den eigenen Fachkräftenachwuchs durch Ausbildung zu sichern. Zudem ist festzustellen, dass Betriebe ihre Ausbildungsstellen vermehrt und zeitiger bei der Ausbildungsvermittlung gemeldet haben um so die Chancen zu steigern, alle Ausbildungsstellen erfolgreich besetzen zu können. Bei den außerbetrieblichen Ausbildungsstellen zeigt sich ein Rückgang (-12.200 oder -24,0 Prozent auf 38.500). Die Agenturen für Arbeit haben damit auf die wirtschaftlich gute Entwicklung und den demografiebedingten Bewerberrückgang reagiert und weniger außerbetriebliche Ausbildungsangebote initiiert. Gleichwohl haben Marktersatzmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche nach wie vor eine wichtige Funktion.
Von Oktober 2011 bis September 2012 haben insgesamt 559.900 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet. Das waren 16.800 oder 3,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Entwicklung der bei den Agenturen und den Jobcentern gemeldeten Bewerberzahlen wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sich teils erhöhend und teils verringernd auswirken. Der demografisch bedingte Trend rückläufiger Bewerberzahlen wurde in diesem Jahr durch mehrere Faktoren kompensiert. So hat zum einen die Entlassung doppelter Abiturjahrgänge (2012: Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Brandenburg, Teile Hessens) zu mehr Bewerbern beigetragen. Zum Bewerberplus dürfte zudem eine Ausweitung der Bewerberakquise, eine Intensivierung des Übergangsmanagements von der Schule in die Ausbildung beigetragen haben sowie die Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung. So geht der Anstieg der Bewerberzahlen ausschließlich auf Bewerber zurück, die im aktuellen Schuljahr die Schule verlassen haben, wohingegen die Zahl der Bewerber, die bereits früher die Schule verlassen haben, rückläufig ist. Auch das Aussetzen der Wehrpflicht dürfte einen Beitrag zum Anstieg der Bewerberzahlen geleistet haben.
Trotz der guten wirtschaftlichen Situation 2011/12 gelang es nicht allen Bewerbern, einen Ausbildungsplatz zu finden. Gleichzeitig blieben auch zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Gründe liegen in erster Linie darin, dass das Angebot und die Nachfrage in berufsfachlicher, qualifikatorischer oder regionaler Hinsicht differieren.
Am Ende des Berufsberatungsjahres waren bei Agenturen und Jobcentern 15.700 Bewerber noch unversorgt. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 4.300 oder 38,2 Prozent. Damit blieben deutschlandweit 2,8 Prozent der gemeldeten Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.
Der Anteil der Bewerber, die in eine Ausbildung eingemündet oder darin verblieben sind, lag mit 54 Prozent etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 17 Prozent der Bewerber haben sich für einen weiteren (Berufs-)Schulbesuch oder ein Studium und vier Prozent für eine weitere Qualifizierung (zum Beispiel eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung) entschieden. Weitere fünf Prozent haben eine Arbeit aufgenommen.
33.300 Ausbildungsstellen waren zum Bilanzzeitpunkt am 30. September noch unbesetzt. Die Zahl lag damit um 3.600 bzw. 12,1 Prozent über dem Vorjahreswert.
Die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen übersteigt damit die Zahl der noch unversorgten Bewerber um 17.600 Stellen (Vorjahr: 18.400). Damit ergibt sich das fünfte Jahr in Folge am Ende des Beratungsjahres ein Stellenüberhang.
Das Ende des Berufsberatungsjahres bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Vielmehr melden sich auch jetzt noch Jugendliche, die z. B. keinen Studienplatz erhalten haben oder eine Ausbildung oder weiterführende Schule abbrechen und nun ab sofort noch eine duale Berufsausbildung anstreben. Auch haben 60.400 Bewerber, die sich für eine Alternative entschieden haben, ihren Vermittlungswunsch aufrecht erhalten. Gleichzeitig melden auch Betriebe noch freie Ausbildungsstellen für das bereits begonnene Ausbildungsjahr.
“Die bisherigen Erfahrungen des Nationalen Paktes für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs sprechen dafür, dass im so genannten “fünften Quartal” eine große Anzahl der derzeit noch unbesetzten Stellen mit Auszubildenden besetzt werden kann und im Gegenzug bislang unversorgte Bewerber einen Ausbildungsplatz oder eine Alternative finden. Damit im Zuge der Nachvermittlung noch möglichst viele junge Menschen und Ausbildungsbetriebe erfolgreich zusammenkommen und weitere Ausbildungsverträge schließen, müssen Bewerber wie Ausbildungsbetriebe allerdings auch kompromissbereit sein.” appellierte Becker.
Mit den Ende September noch 33.300 unbesetzten Ausbildungsplätzen, den noch freien Stellen für Einstiegsqualifizierungen, außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen und ggf. Berufsvorbereitungsmaßnahmen stehen genügend Angebote zur Verfügung, um allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.
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