Sven Meyer

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In den letzten Wochen durften wir in Deutschland immer wieder goldene Stunden unter strahlender Sonne genießen. Während einige Familien sich direkt aus dem Winterloch in den Pool retteten, stürmten Fleischenthusiasten eifrig an ihre Grills, beglückten Kind und Frau mit saftigen Rindswürsten. Der ein oder andere teilte die gelungenen Grillerzeugnisse stolz mit dem Internet; Dabei wurde wieder klar, wir sind eine Grillnation – wenn einer “Steak!” ruft, holt ein anderer Kohlen. Nicht nur Familien, auch Unternehmer stellen sich bei der Planung ihrer Sommerfeste die Frage, wo man große Mengen Fleisch für seine Mitarbeiter bestellen könnte. Doch woher kommen die Massen Fleisch eigentlich, die sich vor den BBQ-Schürzen zischend auf dem Rost räkeln? Darf man überhaupt noch aus Massenhaltung kaufen? Ist Bio Fleisch nur ein Trendbegriff? Und sind die Würstchen vom Discounter wirklich schlechter?

Die Unsicherheit um Fleischprodukte nimmt genauso wie das Durchschnittsgewicht der Bevölkerung immer mehr zu und das hat seine Gründe. Denn hinter dem Ernährungsverhalten stehen wirtschaftliche Interessen von gewaltigem Ausmaß; Es gilt, einen Markt zu bedienen, der den übermäßigen Heißhunger auf Fleisch sättigen muss.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, die Konsumgrenze von 300 – 600 Gramm Fleisch pro Woche nicht zu überschreiten und doch essen wir täglich ca. 150 Gramm und mehr.

Muss Fleisch nun mit Gewissensbissen geschluckt werden? “Nein!” sagen die Betreiber von Das Gute Fleisch. “In Maßen und wenn dann ausschließlich Gutes, bei dem man weiß, wo es herkommt!”. Außerdem wäre das Fleisch im Supermarkt nicht immer schlechter, sofern es Bio ist. Aber sollte man sich Bewusst machen, dass der Begriff Nachhaltigkeit bei solchen Produkten eher ein Etikett sei, denn der Produktionsweg bis in den Supermarkt mache die nachhaltigen Bemühungen, beispielsweise artgerechte Haltung, eines Bio-Bauern zu nichte: Anstatt regional verarbeitet und dann gezielt dem Kunden auf Wunsch nach Hause gebracht zu werden, durchliefe das Bio Fleisch, laut Das Gute Fleisch, zu viele verschiedene Stationen, bei denen bereits Fleisch verschwendet wird. Im Discounter dann blieben viele Stücke Fleisch in der Auslage bis sie dort durch Überproduktion weggeschmissen werden müssten. Von Nachhaltigkeit könne also nicht die Rede sein.

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Mit ihrem Hof in Groß Kreutz (Havel) in Brandenburg betreiben die Bio-Bauern von Das Gute Fleisch eine Alternative für konsumbewusste Bürger und züchten ausschließlich Gallowayrinder. Laut den beiden ist das Fleisch im Geschmack kräftiger und seine Konsistenz zarter als das vom herkömmlichen Fleckenvieh. Da Galloways, eine schottische Rasse die von einer Ur-Rinderrasse abstammt, besonders robust sind und selten krank werden, leben die Tiere ganzjährig auf großflächigen Weiden. Die artgerechte Haltung zahlt sich wohl auch bei der Zubereitung aus, denn das Gallowayfleisch verliert beim Braten fast kein Wasser. Die Sorge um verbrannte Rindswürstl’ erübrigt sich also beim Bio Fleisch der zwei Brandenburger.

Wer für die nächste Grillparty aber nicht extra in die Nähe unserer Hauptstadt fahren möchte, kann sich bequem vor den Computer setzen und das Bio Fleisch direkt nach Hause liefern lassen. Denn Markus und Torsten betreiben einen Bio Fleisch Online Shop und dort können sich Fleischgenießer umfangreiche Pakete bestellen. Das Konzept nach dem die beiden arbeiten nennen sie selbst “Crowdbutching” (aus dem engl. wörtlich übersetzt mit “Gruppen-Schlachten”) Erst wenn genug Bestellungen eingegangen sind, sich eine Gruppe für ein Rind gefunden hat, wird das Galloway geschlachtet, damit kein wertvolles Fleisch verloren geht. Neu ist das ganze nicht, denn Homo Sapiens teilt sich schon seit Jahrtausenden Nutztiere; Innovativ ist es aber trotzdem, da sich jeder ortsungebunden an dem Bestellprozess beteiligen kann, ganz komfortabel über das Internet.

Da sich der Start der Grillsaison deutlich bemerkbar macht, plant das märkische Start-Up, eine komplett neue Rubrik in ihrem Bio Shop einzuführen. Dabei solle es sich um spezielle Gallowaypakete handeln, unterschiedliche Produktzusammenstellungen, die extra für “geschmackvolle Grillstunden” konzipiert wurden. Wer seinem Grill und den Gästen also “Gutes Fleisch” gönnen möchte und sich gerne mit einer zugeschnittenen Bestellung eindeckt, hat in diesem Online Shop demnächst die Auswahl aus neuen Grill-Fleisch-Produkten. Bis dahin gibt es natürlich auch schon eine Auswahl an Paketen, die sich für anstehende Familienfeiern lohnen.

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Mit ihrer Idee möchten die Bio-Idealisten außerdem den Umweltschutz und das Konsumbewusstsein für Fleisch stärken. Denn Fleisch habe im “fleischgewordenen” Industriezeitalter an Wert verloren; Massentierhaltung mache Kälber in den Augen der Bevölkerung zu Produkten, ehe sie überhaupt zum Rind werden. Fleisch lässt sich genauso einfach in den Einkaufswagen legen wie ein Smoothie oder eine Dose Erbsen, obwohl ein Tier für das Fleisch mit seinem Leben bezahlen muss. Auf Experimente mit öffentlichen Schlachtungen reagierten Bürger schockiert, sie wollen sowas nicht sehen, hieß es. Man merkt, dass wir nicht sensibilisiert genug sind, um uns den Wert unseres täglichen Wurstbrots bewusst zu machen. Und genau da will Das Gute Fleisch mit seiner Mission einschreiten.

Denn jede Bestellung hilft, laut Angaben der Betreiber, der regionalen Landwirtschaft und unterstützt sie bei der artgerechter Tierhaltung; Je mehr Zuspruch das Projekt findet, desto mehr Gallowayrindern könnten sie auf ihren Brandenburger Weiden ein artgerechtes Leben ermöglichen.